2015/05/21

Pissis (6.795)

Ziemlich abgelegen in den Weiten der argentinischen Puna liegt der Monte Pissis. Nach dem Ojos de Salado handelt es sich immerhin um den zweithöchsten Vulkan der Erde. Doch kaum einem europäischen Bergsteigen ist sein Name ein Begriff. Noch weniger haben ihn gesehen. Kaum jemand der ihn bestiegen hat.



Pissis über der (argentinischen) Laguna Verde

Auch wir hegten keine übermäßigen Gipfel-Hoffnungen. Dennoch war die Moral innerhalb unserer Gruppe ausgezeichnet. Der Weg zum Basislager führte uns an, von Flamingos und Vikunjas gesäumten, blau, rot und grün leuchtenden Lagunen vorbei. Hier wäre der Weg schon Ziel genug gewesen. Die 90 Kilometer Sandpiste, zwischen der Internationalen Straße und dem Pissis Basecamp, sind allerdings auch eine schöne Herausforderung für Logistik und Fahrer.

Das Basislager (S27°42.869' W68°42.639', 4.583m) liegt (weniger lieblich) im trockenem Gletscher-Abfluss des Pissis. Es ist hier einer der raren windgeschützten Orte am Berg. Wir gönnten uns dort einen weiteren Ruhetag.


Pissis Basecamp (4.583 m.)

Der Pissis ist nicht ohne Highcamp zu machen. Oftmals werden auch zwei Camps oberhalb des Basecamps errichtet. Das macht den Aufstieg etwas schwierig, weil Wasser transportiert werden muss. Der Gletscherabfluss liefert meist nur ein Rinnsal brauner, mit Sand versetzter Brühe. Der Gletscher selbst kann sehr hart gefroren sein. Man könnte dort immerhin etwas schmutziges Eis tauen. Auf Schneefall sollte man nicht warten. Schneit es wirklich einmal, ist der Wind normalerweise zu stark, als dass brauchbare Mengen am Berg liegen blieben.


Aufstieg mit Gepäck zum Pissis Highcamp


Unser Aufstieg zum Highcamp auf 5.731 Metern, mit starkem Wind und schwere Rucksäcken, war anstrengend. Wir richteten uns am unteren Rand des Pissis-Gletscher, für eine stürmige Nacht ein. (S.27°44.634' / W.68°46.505')
Die Zelte wackelten heftig, bis etwa 3 Uhr. Dann hörte es plötzlich auf und wir konnten uns 5 Uhr auf den Weg machen. Zuerst über den flachen aber spiegelglatten Gletscher, später durch das übliche Geröll.


Aufstieg im Pissis-Gletscher (ca. 6.000)

Der Pissis besitzt insgesamt sieben Gipfel über 6.000 Meter. Der höchste Punkt ("Club Andinista Mendoza") befindet sich (Normal-Route) auf der rechten Seite. (S27°45.278' / W68° 47.931')
Nach dem Gletscher geht man rechts in ein kleines Tal hinein und direkt auf den Gipfel zu. Um zu ihm zu gelangen sollte man am Tal-Ende jedoch linker Hand in einen Sattel aufsteigen, und dort dessen Grad nach rechts folgend zum Gipfel gehen. Vor dem Erreichen des Gipfel-Plateau gibt es, je nach Wegfindung, evtl. eine ganz leichte Kletterei. Ansonsten ist das normale Gehen auf nunmehr 6.700 Metern die größte Herausforderung.


Pissis Gipfel-Plateau (6.795 Meter)

Ich will nicht sagen, dass unser Aufstieg leicht war. Fest steht, dass wir einen ausgezeichneten Tag erwischt hatten. Wie immer auf Bergen dieser Höhe gab es starken Wind, aber keinen Sturm. Es herrschte jederzeit eine ausgezeichnete Sicht und wir hatten keinerlei Probleme mit der Orientierung. Von 8 Kameraden, die wir in der Nacht aufgebrochen waren, erreichten 7 den Gipfel. Was für ein Erfolg. Im Gipfelbuch waren in manchen Jahren insgesamt nicht so viele Bergsteiger registriert...
Gracias Pachamamá!


Literatur:

  • Hermann Kiendler "Die Anden - vom Chimborazo zum Marmolejo - alle 6.000er auf einem Blick" (ISBN: 978-3-95611-030-6)
  • Eckehard Radehose "Traumberge Amerikas" (ISBN: 3-7633-3006-2)



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